Zudem führte die Verwaltung unter Kiehl als eine der ersten Städte Deutschlands das Angebot einer kostenlosen Bauberatung ein. Von ersten Erfolgen zeugt der Rixdorfer Rechenschaftsbericht aus dem Jahr 1912 / 1913: „Es sind eine Reihe guter Neubauten im Stadtgebiet entstanden und das Stadtbild beginnt einen neuen Ausdruck anzunehmen, der auch eine gewisse Einheitlichkeit ergibt.“
1912 verabschiedete sich Reinhold Kiehl aus Neukölln, weil er zum Sachverständigenbeirat in städtebaulichen Angelegenheiten beim Zweckverband Groß-Berlin gewählt worden war. Aber schon ein halbes Jahr später, am 10. März 1913, starb er in seinen Diensträumen an einem Herzstillstand – mit nur 39 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem St. Jacobi-Friedhof, dessen Kapelle er selbst entworfen hatte. Im Nachruf des Neuköllner Tageblatts vom 12. März 1913 heißt es: „(…) Als Kiehl im Jahr 1904 die neubegründete Stelle des Stadtbauinspektors für Hochbau in Neukölln übernahm, sah er sich vor Aufgaben gestellt, wie sie eine Stadtverwaltung nur in ganz seltenen Ausnahmen zu stellen hat. (…) Das sind Aufgaben, wie sie anderswo in Generationen in langsam wohlüberlegten Schaffen und Werden entstehen. Und wie hat Reinhold Kiehl in den 8 Jahren seiner hiesigen Tätigkeit diese Aufgaben bewältigt! Seine Bauten haben der Stadt das Gepräge gegeben. Sie gelten mit Recht mit ihrer schlichten und vornehmen äußeren Gestaltung wie in ihrer inneren Anordnung als Musterbauten und haben Neuköllns Namen und den des Erbauers weit über die Grenzen Berlins bekannt gemacht. (…)“.
Es lohnt sich, auf eine Entdeckungsreise zu seinen Gebäuden zu gehen.
Stephanie Otto, raumscript