Die 15. Ausgabe des BROADWAY erzählt unter dem Titel „Blicke“ die Geschichten und Perspektiven einiger Menschen und Einrichtungen auf das Zentrum Karl-Marx-Straße. Sie zeigt, wie jene, die hier leben, wirken und arbeiten, die Straße tagtäglich mitgestalten und sie so zu einem lebendigen und einzigartigen Ort machen. Wir sprechen mit unterschiedlichen Akteur*innen, fangen die Sichtweisen von Kindern, Jugendlichen und Senior*innen ein und gewähren spannende Einblicke in die vielfältigen Lebensrealitäten entlang der Karl-Marx-Straße und in den angrenzenden Kiezen.

Stand Oktober 2024

Geballte Vielfalt

Als lokale Interessenvertretung beteiligt sich die Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße] auf vielfältige Weise am Entwicklungsprozess des Zentrums Karl-Marx-Straße. Die Ehrenamtlichen haben ganz unterschiedliche Bezüge zum Gebiet und bringen neben ihren Meinungen und Haltungen auch ihr fachliches Wissen ein. In kurzen Statements schildern einige Mitglieder ihre Sicht auf die Karl-Marx-Straße – und damit verbunden ihre Eindrücke und Erinnerungen sowie ihre Motivation für die Mitwirkung im Gremium.

Karl-Marx-Straße

Karl-Marx-Straße (Foto: Dagmar Schwelle)

„Im Gebiet Karl-Marx-Straße engagiere ich mich für Vielfältigkeit. Ich setze mich dafür ein, dass die Angebote und Möglichkeiten den unterschiedlichen – auch gegensätzlichen – Ansprüchen und Interessen der Menschen im Gebiet gerecht werden. Sei es, dass sie im Gebiet wohnen, selbstständig oder angestellt arbeiten, Mieter oder Eigentümer, Fußgänger, ÖNPV-Nutzer, Rad- oder motorisierter Fahrer sind oder das Gebiet besuchen. Dies erfordert eine pragmatische und ausgewogene Steuerung der Stadtentwicklung, denn Einseitigkeit führt zu Verdrängung. Das schadet letztlich dem Gebiet.“

Annette Beccard

„Als jemand, der seit der Entstehung der Lenkungsgruppe im Jahr 2010 dabei ist, freue ich mich, dass es uns immer noch gibt. Ich bringe mich ein mit dem Wunsch, dass die Karl-Marx-Straße in Zukunft vielfältigere Angebote und Nutzungen aufweist und sich von anderen Geschäftsstraßen abhebt. Besonders bewegt mich das Thema bezahlbares Wohnen, denn die Mietpreise bei Neuvermietungen sind viel zu hoch. Erfreulich war und ist für mich die Entwicklung des ehemaligen Kindl-Geländes. Hier haben sozial orientierte und kulturelle Nutzungen ihren Platz gefunden, die nicht den üblichen Projektentwicklungszielen einer hohen Rendite unterworfen sind.“

Wilhelm Laumann

„Mich hat schon immer fasziniert, wie die Karl-Marx-Straße zwischen dem Karl-Marx-Platz und Rathaus in einem leichten Bogen verläuft und verschiedenste Nutzungen von Einzelhandel über Gastronomie bis zur Neuköllner Oper beherbergt. Auch als Grundstückseigentümer erlebe ich dieses Gebiet heute als das avantgardistischste in ganz Deutschland. Diese Wandlungs- und Veränderungsprozesse gilt es zu kanalisieren, aber vor allem auch zuzulassen. Nehmen wir unser Leitmotiv ‚Broadway‘ ernst oder haben wir letztlich ähnliche stadtplanerische Vorstellungen wie für den Karl-August-Platz in Charlottenburg oder den Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg?“

Prof. Dr. Ramón Sotelo

Kindel-Areal

Kindl-Areal – Blick auf das Haus „Alltag“ (Foto: Susanne Tessa Müller)

„Die Karl-Marx-Straße ist für uns von der Berlin School of Business and Innovation zu einem neuen Zuhause geworden und trägt mit unserer vielfältigen Studierendenschaft aus über 100 Nationen zu einem lebendigen und interkulturellen Stadtbild bei. Daher ist es speziell mein Anliegen, mit Anwohnern und Interessierten in Kontakt zu treten, um eine Vermittlung und einen intensiveren Austausch zu fördern. Die Globalisierung und der Fachkräftemangel machen einen erweiterten Austausch mit Menschen aus verschiedensten Ländern unabdingbar und es liegt mir persönlich sehr am Herzen, hier Wegbereiterin für eine bessere Zukunft für uns alle zu sein.“

Charlotte Saal

„Ich bin in den 1990ern zwischen der Karl-Marx-Straße und Sonnenallee aufgewachsen. Ich erinnere mich an die sommerlichen Straßenfeste und das Spielen in den Hinterhöfen mit Freunden aus aller Welt. Mein Großvater war Rixdorfer und die Familie meiner Schwester kommt aus der Türkei. In der Vielfalt, die Neukölln ausmacht, habe ich mich stets zu Hause gefühlt. Trotz des kulturellen Reichtums sind die Herausforderungen groß. Viele Menschen, darunter auch Kinder, sind von Armut betroffen, die Wohnungsnot ist allgegenwärtig. Auch der Zugang zu Kunst und Kultur bleibt vielen verwehrt. Das hat mich 2021 zur Lenkungsgruppe geführt. Hier begegne ich engagierten Menschen und Initiativen, die sich gemeinsam für eine soziale und nachhaltige Zukunft Neuköllns einsetzen.“

Cindy Wegner

„Mein Anliegen ist das Zusammenführen der unterschiedlichen Nutzungsansprüche von Handel, Dienstleistung, Gastronomie, Kultur und Wohnen zu einem verbindlichen Miteinander. Insbesondere das gründerzeitliche Fassadenbild sowie der öffentliche Freiraum und seine Aufenthaltsqualität sollten erhalten werden. Das bedeutet konkret: keine zusätzlichen Leucht­reklamen, keine mit Auslagen und Tischen zugestellten Gehwege und weniger To-Go-Müll. Schlüsselimmobilien wie das ehemalige C&A-Gebäude und Karstadt Hermannplatz gehören klimafreundlich baulich ertüchtigt und nicht abgerissen. Das gilt auch für das Kindl-Gelände, wo sich Um- und Neubauten dem Denkmal Sudhaus unterordnen sollen. “

Marlis Fuhrmann

Lenkungsgruppe

Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße]

Die Lenkungsgruppe ist das Akteursgremium der [Aktion! Karl-Marx-Straße]. Regelmäßig beraten interessierte Akteur*innen – darunter Anwohner*innen, Gewerbetreibende, Kulturschaffende etc. – über zentrale Projekte und Planungen zur Neuprofilierung des Zentrums Karl-Marx-Straße. Interessierte sind jederzeit eingeladen, sich in der Lenkungsgruppe einzubringen.

lenkungsgruppe@aktion-kms.de
www.kms-sonne.de/lenkungsgruppe