„Verborgen“ heißt das Thema des Broadway Nº 9 – 2017/2018. Die BROADWAY-Redaktion hat verborgene Orte und Menschen an der Karl-Marx-Straße ins Licht gerückt. Dazu gehören ein anderer Blick auf die Baustelle Karl-Marx-Straße, das unterirdische Kindl-Gelände, verborgene Höfe der Karl-Marx-Straße oder ein Blick hinter die Kulissen der Neuköllner Oper und der Neukölln Arcaden.

Mach ma‘ fertig! – Eine Glosse

Bunt, gemischt und weltoffen geht’s immer auf der KMS zu. Trotz Baustelle auf einem Abschnitt. Bleibt „Aktives Zentrum“ – nun erneuert. In zwei Abschnitten breitere Bürgersteige, Parknischen zum Entladen. Neue Bänke und Laternen. Und in einem dritten Abschnitt geht’s nun weiter – oder eben „von vorne los“.

„Langsam reicht es – muss doch mal fertig werden. Verdammt noch mal.“ „Infos haben wir ja genug, dauert eben. Aber SOOO lange?“ „Immer wenn ich an der Baustelle vorbeikomme sehe ich nur selten Fortschritte.“ „Und ich sehe, dass nichts geschieht… und das sehr langsam!“

Und dann war plötzlich alles wieder zu, nur der Asphalt und die Gehsteige fehlten noch. Na endlich!!!

Die Partei Plakat: Karl-Marx Baustelle unter Denkmalschutz stellen

Plakat von DIE PARTEI © Horst Evertz

„Warum heißt es eigentlich Baustelle? Die KMS wird doch gar nicht neu gebaut. Sie ist doch immer noch da, oder? Nichts wird abgerissen und neu gebaut. Und wenn´s dann mal fertig ist, bleibt es doch auch immer noch unsere KMS – oder?“

Es war auch wie ein Event – diese Etappe um den U-Bahnhof Karl-Marx-Straße. Meinten jedenfalls etliche Besucher*innen bei „48 Stunden Neukölln“. Offenbar Street-Art. Zu besichtigen: U-Bahnschacht, Rohre und Kabel. Abwasser, Frischwasser, Gullirohre, Ampelkabel, Strom für Häuser und Geschäfte, Telefonkabel und was weiß ich noch anderes dazu. Untergrund – und wenig bis kein Platz für die Wurzeln von Bäumen. Bäume wollten wir ja auch – ging deshalb aber nicht – zu eng eben.

Und dann schon an einigen Stellen weißer Sand. Natürlich aus der Region. Allerdings auch hier: mit Immigrationshintergrund. Aus der letzten Eiszeit hierher gegletschert und dann einfach liegen geblieben. Street-Art: hier kannste det kurz sehen, was die Frankfurter damals vom „Pflasterstrand“ meinten: Unter dem Pflaster liegt der Strand!

„Ja, und guck mal da: richtiger Kabelsalat, nachhaltig, aber leider nicht vegan.“ „Und was da so alles verbuddelt war und wird: eben noch mehr Kabel für Ampeln, Laternen, Strom für Geschäfte und Wohnhäuser und Telefon und Internet.“

Und neue Röhren zuhauf. „Die bauen da wohl ´ne neue Bier-Pipeline von der neuen Brauerei auf dem „Kindl-Gelände“. Umweltschonend, denn das erspart LKW-Lieferungen.“

Der Einkauf und die Arztbesuche gingen weiter – auch wenn´s eng war. Alles bei weiterlaufendem Betrieb. Immer gab es Hinweisschilder: „Weiterhin offen“.

Drängelei öfter, zumal die Kinder immer neu stehenblieben und: „Kuck doch mal da …“ „Jetzt haben die den Tunnel schwarz angestrichen. Warum?“„Na, dass der dicht ist gegen das Wasser.“ „Welches denn, ist doch alles trocken.“ „Warum haben die sich da nun ein großes Zelt aufgestellt? Schlafen die da auch drin?“ „Nee, aber dann können sie bei Regen weiterarbeiten.“ „Aber warum? Könnten dort doch toll schlafen und auf dem weißen Sand in der Sonne liegen. Jedenfalls wenn Pause ist.“

Viele Kinder haben sicher mehr Veränderungen gesehen als wir: für sie ist HEUTE eben immer neu. Für uns erwachsene Anwohner*innen dann doch nicht bei einer solchen Baustelle. Etappenweise scheint sich für uns fast nichts zu tun. Wir wollen, das es endlich fertig wird.

… UND: 2020 ist es soweit !!!

Dieter M., Anwohner