Der Broadway Nº 10 – 2018/2019 widmet sich dem Thema „Wandel“. Kaum ein Begriff beschreibt die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre treffender – solange existiert die [Aktion! Karl-Marx-Straße] im Zentrum Karl-Marx-Straße nun schon.

Das Magazin beleuchtet den Wandel aus vielen unterschiedlichen Perspektiven – von den Menschen, die hier leben und arbeiten, über den öffentlichen Raum, die Entwicklung des Handels und der Gastronomie bis zur neuen Begeisterung für die Stadtnatur. Diese vielen unterschiedlichen Facetten zeigen das bunte Bild des Neuköllner Zentrums, seiner Chancen und Herausforderungen.

Wandel

„Wandel“ heißt das Thema der zehnten Ausgabe des BROADWAY Neukölln. Kaum ein Begriff scheint treffender, um die vergangenen zehn Jahre rund um die Karl-Marx-Straße zu beschreiben. Mit der [Aktion! Karl-Marx-Straße] wurde 2008 auf Initiative des Bezirksamts Neukölln ein Netzwerk ins Leben gerufen, in dem öffentliche und private Akteur*innen gemeinsam die Entwicklung des Zentrums begleiten und gestalten.

Liebe Leserinnen und Leser,

hinter den vielen Aktivitäten, die seit 2008 angeregt und umgesetzt wurden, steht das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Zentren“. Es wird von Bund und Land finanziert und soll vor allem die In-frastruktur in den Zentren verbessern. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort soll so ein positiver Wandel im Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße gestaltet werden.

U-Bahn Station Karl-Marx-Straße

Blick auf die umgebaute Karl-Marx-Straße

Blicken wir zurück, wie sich die Karl-Marx-Straße in den letzten zehn Jahren verändert hat, sehen wir positive Entwicklungen, auf die wir stolz sein können. Wir sehen aber auch Schattenseiten. Einst als Problembezirk verschrien, gilt Neukölln inzwischen als cool und hip. So unberechtigt die pauschale Stigmatisierung war, so wenig sind mit dem Imagewandel alle Probleme verschwunden. Die Gespräche, die die BROADWAY-Redaktion mit Neuköllner*innen geführt und dokumentiert hat, zeugen von dieser Ambivalenz. Die Stadterneuerung muss versuchen, hier einen Ausgleich zu finden.

Um den Wandel zu beschreiben, haben wir in dieser Ausgabe auch gefragt, welche Akteur*innen den gemeinsamen Raum im Zentrum durch ihr Verhalten beeinflussen und verändern. Der Handel prägt wie kaum eine andere Nutzung das Zentrum. Gleichzeitig ist er von einem tiefgreifenden Wandel betroffen. Das Online-Geschäft zwingt den stationären Handel zu anderen Konzepten. Neue Einkaufszentren eröffnen immer noch in Berlin, aber längst nicht mehr alle Flächen können sofort vermietet werden. Spezialisierte Geschäfte hingegen besetzen Nischen für sich.

Die Entwicklung der Gastronomie ist ein Gradmesser für die wachsende internationale Beliebtheit des Bezirks. Neukölln hat sich längst vom Geheimtipp zum Trendsetter gewandelt. Neue Angebote bereichern fast wöchentlich das Zentrum. Zugleich wird nicht mehr jede Neueröffnung ein Erfolg. Zudem sind Lautstärke und steigende Gewerbemieten Entwicklungen, die mich mit Sorge erfüllen.

Auch in Bezug auf die Stadtnatur ist eine Bewusstseinsänderung zu bemerken. Baumscheiben werden bepflanzt, Urban Gardening liegt im Trend, Orte des Stadtgrüns werden im immer dichteren Geflecht der Stadt gesucht und selbst für den guten alten Kleingarten sind die Wartelisten lang wie nie.

Das Zentrum Karl-Marx-Straße ist ein Mikrokosmos dieser Entwicklungen. Um sie positiv zu gestalten, braucht es den Austausch der Menschen vor Ort. Die [Aktion! Karl-Marx-Straße] ist ein Angebot an alle, sich in die Gestaltung des Wandels einzubringen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich lade Sie herzlich dazu ein, den eingeschlagenen Weg auch in den kommenden Jahren kritisch und konstruktiv zu begleiten.

Viel Spaß beim Lesen!

Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste