Im  Broadway Nº 11 – 2019/2020  nehmen wir das Thema „Vielfalt“ beim Wort: Von den ganz unterschiedlichen Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben in Vielfalt, über die Vielfalt der Flächennutzung im Handel, tierische Artenvielfalt, queeres Leben, Vielfalt der Kulturen und Religionen und weitere vielfältige Aspekte des Lebens und Arbeitens im Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße.

Vielfalt

Vielfalt – für die Beschreibung der Großstadt ist kaum ein Ausdruck charakteristischer. In der Stadt erleben wir das Unerwartete, reiben uns an Ungewohntem und erfahren die Unterschiede der Lebensstile, Werte und Kulturen. Manche Menschen suchen die Vielfalt, manche halten sie nicht aus. Sie ist aber ganz einfach ein Fakt – gerade in Neukölln.

Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe des BROADWAY nehmen wir das Thema Vielfalt wirklich beim Wort: Von den ganz unterschiedlichen Voraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben in Vielfalt, über die Vielfalt der Flächennutzung im Handel, bis hin zur tierischen Artenvielfalt und dem damit wirklich wilden Leben im Zentrum Karl-Marx-Straße, dem auch ein Artikel gewidmet ist.

Sameheads

Buntes Nachtleben: Club „Sameheads“ in der Richardstraße © Susanne Tessa Müller

Das Zusammenleben in der Stadt benötigt vor allem ein gutes Stück Toleranz und Achtsamkeit – aber auch klare Regeln, die durchzusetzen sind. Gerade der öffentliche Raum büßt durch rücksichtsloses Verhalten einiger für alle an Attraktivität ein. Im Interview mit dem Leiter und einem Mitarbeiter des Neuköllner Ordnungsamts wird deshalb der Frage nachgegangen, wie das gute Miteinander im öffentlichen Raum aussieht und was jede*r Einzelne dazu beitragen kann.

Neukölln eilt der Ruf des bunten und vielfältigen Bezirks voraus und so hat auch queeres Leben in Neukölln Tradition. Dennoch gleicht ein Spaziergang zu ehemaligen Treffpunkten der Szene in Teilen einer Abschiedstour. Viele Orte haben in den letzten Jahren geschlossen. Natürlich gibt es das SchwuZ, queere Akzente setzen daneben aber auch – vergleichsweise leise – einzelne Personen und Geschichten. 

Dabei ist Zusammenleben in Vielfalt eben keine Selbstverständlichkeit, sondern braucht Menschen, die sich dafür einsetzen. Ein Projekt für gelebte Vielfalt im Gebiet ist vor kurzem mit dem Deutschen Nachbarschaftspreis ausgezeichnet worden: „Shalom Rollberg“ bringt im Rollbergviertel seit 2012 Religionen und Kulturen zusammen und setzt sich damit erfolgreich gegen Antisemitismus ein. 

Wirtschaftlich lebt das Zentrum Karl-Marx-Straße von den vielfältigen Angeboten vor Ort. Eine bunte und ausgewogene Mischung zu schaffen, in der sich die Menschen Neuköllns wiederfinden und die die Besucher*innen nach Neukölln einlädt, ist ein wichtiges Sanierungsziel für das Gebiet. Dies zu erreichen, ist eine große Herausforderung für die Steuerung der Entwicklungen hier, wie ein Überblick zu aktuellen Projektentwicklungen an der Karl-Marx-Straße zeigt.

Das Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße ist natürlich ein Gewerbestandort, aber für viele Menschen ist es primär ihre Heimat. Vielfalt prägt die Nachbarschaften und viele sind genau deswegen überzeugte Neuköllner*innen. Für die weitere Entwicklung des Zentrums muss das Kunststück gelingen, lieb gewonnene Eigenschaften zu bewahren, das Wohnen bezahlbar zu halten und gleichzeitig Ungewohntes oder Fremdes willkommen zu heißen – wie es schon in der Vergangenheit gelungen ist. Denn Fremdes bleibt nicht notwendig fremd.

Viel Freude beim Lesen!

Ihr Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste