Aufgrund immer mehr vorwiegend junger Menschen, die einer freiberuflichen oder selbstständigen Tätigkeit nachgehen, ist die Nachfrage nach „Coworking-Flächen“ in Berlin deutlich gestiegen. Allein in den letzten zehn Jahren haben sich über 100 neue Standorte in der Stadt etabliert. Hier spiegelt sich eine weltweite Entwicklung wider. Während laut der jährlich erscheinenden Coworking-Statistik des Magazins „Deskmag“ im Jahr 2015 erst 8.900 Coworking-Spaces existierten, konnten im Jahr 2020 bereits 26.300 Standorte weltweit gezählt werden. In Deutschland hat sich die Zahl der Coworking-Spaces in den letzten zwei Jahren sogar vervierfacht. Dies bestätigt eine Markterhebung des Bundesverbandes Coworking Spaces Deutschland e. V. (BVCS) aus dem Mai 2020. Demnach gibt es derzeit 1.268 Coworking-Spaces und -flächen in Deutschland. Anfang 2018 waren es nur knapp über 300.
Allerdings ist bei dieser Entwicklung auch ein deutlicher Wandel auf Seiten der Anbieterstruktur erkennbar. Waren es in der Anfangszeit eher die kleinen Ladenlokale in Szenebezirken mit max. 20 Arbeitsplätzen, haben inzwischen die großen kommerziellen Anbieter den Markt für sich entdeckt. Sie eröffnen ihre Standorte in den großen Zentrenbereichen mit bis zu 5.000 m² Arbeitsfläche. Diese Entwicklung ist mittlerweile auch im Zentrum von Neukölln erkennbar und hinsichtlich der Auswirkungen auf die Nutzungsstruktur entlang der Karl-Marx-Straße kritisch zu beobachten. Auch in Neukölln eröffneten die ersten Coworking-Büros in Ladenlokalen in kleinen Seitenstraßen wie der Weserstraße, in der zum Beispiel die Coworking-Büros Weserland und Mitosis ihre Standorte gegründet haben. Mittlerweile stößt man bei Spaziergängen durch Nord-Neukölln immer häufiger auf den Hinweis „Coworking“. Direkt an der Karl-Marx-Straße haben mehrere Standorte eröffnet oder befinden sich in Planung. So haben an der Karl-Marx-Straße 97-99 („Alte Post“) im Januar 2020 mit Spaces und Regus bereits zwei international agierende Coworking-Anbieter eröffnet, in denen neben einzelnen Arbeitsplätzen an Schreibtischen auch jeweils eigene Arbeitsräume sowie Konferenz- und Tagungsräume von Unternehmen gemietet werden können. Auch an benachbarten Standorten wie der Karl-Marx-Straße 101 (ehem. Karstadt-Schnäppchencenter) sind Büronutzungen geplant, die sich am Modell „Coworking“ orientieren. Hinzu kommen Neueröffnungen in der unmittelbaren Umgebung des Zentrenbereichs, wie das Unicorn Village in der Richardstraße im ehemaligen Böhmischen Dorf, in dem die Coworking-Büros in Dorfhäusern um einen Innenhof gruppiert sind.