Der Broadway Nº 8 – 2016/2017 widmet sich dem Thema „Kontraste“ und spielt damit auf die vielen unterschiedlichen Entwicklungen im Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße an.

Zu den Themen Begegnung, Handel, Stadtentwicklung und Kultur werden Artikel gegenübergestellt: Wandel und Kontinuität, das Mit- und Nebeneinander der Entwicklungen, das Bezirkszentrum als Mikrokosmos seiner Bewohner und Besucher.

„101 Neukölln“ – Neustart im Kaufhaus

Einst „Quelle-“ und „Sinn Leffers“-Kaufhaus, dann „Schnäppchen-Center“, bald „101 Neukölln“. Das Projekt will Raum schaffen für neue Geschäftskonzepte, die Kreativszene und die New Economy. Die Fassade soll weichen, ein bisher untergenutztes Parkhaus wird zum Bürostandort. „Neukölln, wie haste dir verändert?“ Keine Sorge, es wird sie trotzdem weiterhin geben, die inhabergeführten Geschäfte, Individualisten und Spätis an der Karl-Marx-Straße. Es kommen nur neue Farben hinzu.

Fassadensimulation

Fassadensimulation „101 Neukölln“ © S IMMO

Berlin-Neukölln ist der neue Hotspot für die junge, kreative Szene aus dem In- und Ausland. Dass Berlin zum neuen Mekka für Startups und Technologieunternehmen erblüht, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch der Berliner Büroflächenmarkt boomt. Doch nicht immer deckt sich das Angebot mit der spezifischen Nachfrage dieser Zielgruppe. Die S IMMO Germany, Tochter der österreichischen S IMMO AG, reagiert darauf, indem sie Mietverträge und Flächen gegebenenfalls flexibel gestaltet. Bei „101 Neukölln“, dem ehemaligen, in weiten Bereichen leer stehenden Karstadt-Schnäppchen-Center am Alfred-Scholz-Platz, richtet sie daher das gesamte Konzept auf die „neuen“ Neuköllner aus, eben diese junge, kreative und smarte Zielgruppe.

Arbeiten auf dem Parkdeck und mit der Rolltreppe ins Büro

Ende Mai präsentierte Robert Neumüller, Geschäftsführer der S IMMO Germany, das Projekt gemeinsam mit der Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey auf einer Pressekonferenz. Der Bezirk steht hinter dem Projekt. Es ist eine der Schlüsselimmobilien im Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee. Frau Dr. Giffey sagte: „Dieses Kaufhaus hat eine absolut zentrale Funktion im Zentrum Neuköllns. Wir hoffen, dass die neue Ausrichtung des Kaufhauses weitere Qualitäten vor Ort schafft und dadurch nicht nur den Alfred-Scholz-Platz, sondern das ganze Zentrum belebt.“ Der Bauherr brennt für das Projekt. „Mich hat der morbide Charme des alten Kaufhauses ebenso begeistert wie die Größe und Massivität des Parkhauses“, sagt Neumüller. Ihm sei schnell klar gewesen, dass dieser Ort in dieser Lage prädestiniert dafür sei, Berliner Kreative anzuziehen. Seiner Erfahrung nach suche diese Zielgruppe genau solche Orte, die anders seien als gewöhnliche Büroimmobilien – Orte, die sie inspirierten und mitgestalten könnten.

Wie eben ein Kaufhaus mit ungewöhnlicher Deckenhöhe und Erschließung oder ein Parkhaus mit ausgefallener Atmosphäre. Park- und Kaufhäuser seien redundante Nutzungskonzepte aus vergangenen Zeiten, erläuterte Neumüller weiter.

In enger Abstimmung mit dem Bezirk entwickelte das Unternehmen über Wochen ein Nutzungskonzept, das dem Standort und der Zielgruppe gerecht werden soll. In Zukunft sollen hier auf rund 22.000 m2Nutzfläche Büro-, Einzelhandels-, Gastronomie- und Fitnessflächen entstehen.

Schnäppchencenter

Heutiges Schnäppchencenter in der Karl-Marx-Straße 101 © raumscript

Licht und Luft werden ins Gebäude geschnitten

Insgesamt wird der Gebäudekomplex architektonisch neu strukturiert und umgebaut. Der besondere Clou aber wird die Umfunktionierung des Parkhauses sein. Mit Hilfe von Betonschneidern werden neue Licht- und Lufträume geschaffen. Drei, der Öffentlichkeit zugänglichen Höfe werden künftig zu einem Hauptmerkmal von „101 Neukölln“ werden. Das Atrium im Eingangsbereich wird als Haupt-erschließung für die Büroräume dienen. Von hier werden die künftigen Mieter mit der Rolltreppe in ihre Büros fahren. Im ersten Obergeschoss sind ein öffentlich zugänglicher Garten mit Gastronomie, auf der Dachterrasse ein Café mit Freilichtbühne geplant. 15 bis 20 % der Ladenflächen sollen gastronomisch genutzt werden, mit dem Ziel, für den Bezirk neue Treffpunkte zu schaffen. Konzeptionell und architektonisch wird S IMMO dabei von der REALACE GmbH unterstützt.

Swantje Kaposty, REALACE GmbH