Nimet Avci, warum haben Sie sich für Neukölln entschieden?
Den Laden habe ich im August 2012 eröffnet. Ursprünglich kommt meine Familie aus der Türkei. Ich bin in Neukölln aufgewachsen und fühle mich hier zu Hause. Neukölln ist einer der Berliner Bezirke, die man besucht haben sollte. Leider gehört Kriminalität zu den nicht so schönen Gesichtern des Bezirkes, aber die positiven Seiten überwiegen. Es ist sehr multikulturell hier. Auch wenn gerade die Mieten steigen und hier ein Gewerbe zu betreiben und zu wohnen nicht mehr kostengünstig ist, möchte ich in Neukölln bleiben. Man kennt die Leute und jede Ecke.
Ich bin schon 16 Jahre hier und konnte beobachten, dass sich der Bezirk zum Positiven verändert hat. Die Straßen werden verschönert und die Läden anspruchsvoller. Es sind im Laufe der Zeit mehr Nationalitäten nach Neukölln gekommen. Das finde ich schön. So lernt man von der Verschiedenheit der Menschen.
Was für Kunden kommen in Ihren Laden?
Die Karl-Marx-Straße ist zurzeit sehr begehrt bei Studenten, die auch zu uns ins Geschäft kommen. Aber auch der Nachbar von nebenan, der schnell Zigaretten holt oder eine Packung Zucker. Wir haben viele Kunden aus Frankreich, Israel, aus verschiedenen afrikanischen und asiatischen Ländern – auch aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Von dort bekamen wir vor kurzem eine Ansichtskarte eines Kunden, der zurückgekehrt ist und trotzdem an Neukölln denkt! Es freut uns, dass uns manche Kunden nicht vergessen. Natürlich sind die Produkte in einem Spätkauf etwas teurer als in einem Supermarkt. Die Leute nehmen das aber in Kauf. Sie wissen, dass sie bei uns eine persönliche Bedienung erhalten.
Welche Zielgruppen möchten Sie noch erreichen?
Mir ist wichtig, dass wir unseren Kunden etwas geben und Berlin und Neu kölln positiv präsentieren. Dabei denke ich auch an die geflüchteten Menschen, unsere neuen Nachbarn. Menschen, die fliehen mussten, um ihr Leben zu retten, haben es sehr schwer und benötigen Unterstützung. Ich möchte einen kleinen Beitrag zu ihrer Integration leisten und ihnen zeigen, dass sie willkommen sind und dass wir besonders in Neukölln eine Willkommenskultur leben. Deshalb habe ich beim Aktionärsfonds mitgemacht.
Ich möchte das Angebot um Souvenirs, Karten und Infos zu Sehenswürdigkeiten vergrößern, so dass Touristen bei uns etwas erwerben können, aber auch geflüchtete Menschen, die neu in der Stadt sind. Die Idee ist, dass man auf diese Weise ins Gespräch kommt – vielleicht am Anfang über den Fernsehturm oder die Siegessäule und dann langsam das Gefühl der Nähe entsteht. Alle Kunden und Besucher sollen wissen, dass sie mit Fragen zu uns in den Laden kommen können.