Der Broadway Nº 8 – 2016/2017 widmet sich dem Thema „Kontraste“ und spielt damit auf die vielen unterschiedlichen Entwicklungen im Bezirkszentrum Karl-Marx-Straße an.

Zu den Themen Begegnung, Handel, Stadtentwicklung und Kultur werden Artikel gegenübergestellt: Wandel und Kontinuität, das Mit- und Nebeneinander der Entwicklungen, das Bezirkszentrum als Mikrokosmos seiner Bewohner und Besucher.

Kunsträume Neukölln – Art Spaces Neukölln

Die Besonderheit der Neuköllner Kunstraumszene liegt in ihrer Mischung: So sind hier neben privaten Ausstellungs- und Projekträumen, Galerien sowie Happening-Spaces nicht zuletzt die Kommunalen Galerien des Bezirks zu entdecken. 

Kunstverein Neukölln

Kunstverein Neukölln © René Moritz

Die Kunstszene in Neukölln ist nicht nur groß, international und vielgestaltig, sie überzeugt auch durch künstlerische Qualität. Um dies unter Beweis zu stellen, hat das Kulturnetzwerk Neukölln – als Teilprojekt von „Unternehmen Neukölln“ – den Zusammenschluss KUNSTRÄUME NEUKÖLLN // ART SPACES NEUKÖLLN initiiert. In diesem vernetzen sich insbesondere die Präsentationsorte der bildenden und performativen Künste. Im Frühjahr 2016 gab es, auch im Rahmen des Kunstfestivals 48 STUNDEN NEUKÖLLN, als erste Aktion eine Reihe von Führungen. Die vier Touren lassen sich auch jetzt noch individuell nacherleben (www.art-spaces-nk.de). 

Die ART SPACES NEUKÖLLN bilden die ganze Vielfalt der Berliner Kunstszene in Neukölln ab. Gezeigt werden traditionelle Kunstformen, Medienkunst, Performance, Klang- oder Konzeptkunst sowie interdisziplinäre Ansätze. Dabei präsentieren die Kunsträume oft noch Unentdecktes. Sie sind häufig nicht kommerziell orientiert und haben den Mut zum Experiment.

Galerie im Körnerpark

Galerie im Körnerpark © Nihat Nino Pušija

Gemeinsam sind den Orten eine kontinuierliche Ausstellungstätigkeit und hohe Professionalität. Viele der Kunstraumbetreiber sind in den letzten Jahren nach Neukölln gekommen, um hier internationale Kunst auf hohem Niveau zu präsentieren. Als Einzelperson, in Vereinen und Initiativen organisierte Gruppen und nicht zuletzt als kommunale Träger verfolgen sie unterschiedliche künstlerische Ziele und sprechen verschiedene Interessensgruppen an. Dass in Neukölln viele neue Kunsträume entstehen und das kulturelle Angebot bereichern, ist eine Entwicklung, die sich in den letzten fünf Jahren immer stärker abgezeichnet hat. Allerdings wird die kreative Entfaltung durch steigende Gewerbemieten und kommerzielle Nutzungskonzepte bedroht, so dass bereits eine Reihe von Kunstorten und Ateliers wieder schließen oder Neukölln verlassen mussten. Die Zeit der Zwischennutzung von Leerständen scheint zu Ende zu gehen, neue Formen der Kooperation mit der Immobilienwirtschaft gilt es zu entwickeln.

Wer sich ein Bild über die Kunst in Neukölln machen möchte, beginnt die Entdeckungsreise zum Beispiel im nördlichen Reuterkiez. Dort liegt das SomoS Art House, ein Ort für Artist-in-Residence-Programme, den der Niederländer Paulus Fugers 2013 eröffnete. In einem ehemaligen Billardsalon am Kottbusser Damm werden Ausstellungen in enger Zusammenarbeit mit wechselnden, gastierenden Künstlern und Kuratoren entwickelt und gezeigt. Gleich nebenan liegt die Galerie Schwarz Contemporary, die bis zu sieben Ausstellungen im Jahr realisiert. Galeristin Anne Schwarz vertritt zumeist Künstler aus Neukölln und Kreuzberg, ist mit ihren Aktivitäten auf dem Kunstmarkt aber stark international orientiert. Eine weitere Entdeckung ist der produktionsorientierte FUNCK[ ]RAUM der Bildhauerin Claudia von Funcke, die ihre Arbeits- und Ausstellungsräumlichkeiten immer wieder für wechselnde Komponenten und Teilnehmer öffnet. 

Der von 16 Künstlern kuratierte und betriebene HilbertRaum, ist nach dem mathematischen Prinzip der unendlichen Dimensionen benannt und zeigt alle zwei Wochen neue Ausstellungen. In raschem Wechsel werden hier sehr unterschiedliche künstlerische Positionen zur Diskussion gestellt. Der in der Mainzer Straße gelegene Kunstverein Neukölln e. V. versteht sich seit fast 10 Jahren als offenes Forum für Berliner und internationale Künstler aller Gattungen, die in thematischen Ausstellungen in einen Dialog miteinander treten. Für sein Programm wurde der Ort 2016 vom Senat mit der „Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen“ geehrt.

HilbertRaum

HilbertRaum © Jens Ferchland

Im Gebiet zwischen Sonnenallee und Karl-Marx-Straße lockt La Plaque Tournante mit Dokumentationen und Ausstel-lungen zu Kunst im Spannungsfeld von Musik, Poesie und Notation. Der Franzose Frédéric Aquaviva und die Britin Lore Lixenberg zeigen in den Räumen einer ehemaligen Arztpraxis Artefakte zwischen Klang und Bild und veranstalten immer wieder avantgardistische Konzerte und Lesungen. Die Galerie im Saalbau ist eine von 28 Berliner kommunalen Galerien und präsentiert bereits seit mehreren Jahrzehnten Neuköllner Künstler sowie Kunst zu gesellschaftlich relevanten Themen. Schließlich organisiert UP Project Space als Showroom der Universität der Künste Poznan und der UAP Foundation unweit des Richardplatzes Ausstellungen, Workshops sowie Studienreisen, die polnische Kunst in Berlin präsentieren und einen Dialog zwischen Künstlern unterschiedlicher Nationen anregen. 

Schwarz Contemporary

SCHWARZ CONTEMPORARY © def image

Ab dem Herbst wird ART SPACES NEUKÖLLN mit einem neuen Programm starten und sich erweitern. Mit dabei ist dann auch das am 22. Oktober eröffnete KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst in der ehemaligen Kindl-Brauerei. Es ist dann mit Abstand der größte und international bedeutendste Kunstort im Bezirk. 

Dr. Martin Steffens, Kulturnetzwerk Neukölln

Beteiligte Orte

Artistania e. V. (Neckarstr. 19), FUNCK[ ]RAUM (Pflügerstr. 70), Galerie im Körnerpark (Schierker Str. 8), Galerie im Saalbau (Karl-Marx-Str. 141), Gallery UNO Projektraum Berlin (Wissmannstr. 12), HilbertRaum (Reuterstr. 31), La Plaque Tournante (Sonnenallee 99), UP Project Space (Richardstr. 43 / 44), Kunstverein Neukölln (Mainzer Str. 42), NEON KUNST (Herrfurthstr. 23), Schillerpalais (Schillerpromenade), SCHWARZ CONTEMPORARY (Sanderstr. 28), SomoS (Kottbusser Damm 95), Spektrum (Bürknerstr. 12), Studio Baustelle (Berthelsdorfer Str. 11), WerkStadt Berlin e. V. (Emser Str. 124), ZÖNOTÉKA (Hobrechtstr. 54)