Der KARLON #3 – 2016 berichtet mit dem Schwerpunkt Wohnen über die Entwicklungen im Aktiven Zentrum und Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee. Hier wird viel daran gearbeitet, das Wohnumfeld den gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen anzupassen. Dazu gehören die Modernisierung und der Ausbau der Schulen, Straßen, Grünverbindungen und Fahrradwege.

Mitwirken und Wünsche wachhalten

Interview mit dem Beteiligungsgremium Sonnenallee

Beteiligungsgremium

Beteiligungsgremium Sonnenallee © raumscript

Das Beteiligungsgremium Sonnenallee trifft sich in der Regel am 4. Montag im Monat und bespricht die Anliegen des Sanierungsgebietsteils Sonnenallee. Im Februar 2016 stand die engagierte Gruppe dem KARLSON für ein Interview zur Verfügung.

KS: Was bewegt Sie, sich im Beteiligungsgremium Sonnenallee zu engagieren?
BG: Es ist spannend mitzubekommen, was hier im Kiez geplant und gemacht wird. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, an manchen Dingen mitwirken zu können. In jeder Sitzung der Gruppe kann über den Ablauf von Prozessen etwas Neues gelernt werden.

Wir wohnen schon lange im Kiez. Uns interessiert jede Form der Wohnumfeldverbesserung. Das Beteiligungsgremium ist ein guter Ort, sich dafür einzusetzen.

KS: Was haben Sie bisher mit Ihrem Engagement hier schon erreicht?
BG: Es ist schwer, den Anteil der Gruppe bei der Art der Umsetzung der einzelnen Projekte im Sanierungsgebietsteil Sonnenallee genau zu messen. Wir haben uns bisher in diverse Themen eingebracht, so z. B. bei der Plattform im Neuköllner Schifffahrtskanal oder bei der Umgestaltung des Lohmühlenplatzes. Bei der Neugestaltung des Grünzugs am Weichselplatz / Weigandufer geht es zurzeit unter anderem um den Wunsch, in der Nähe des Spielplatzes die Möglichkeit einer Toilettennutzung zu schaffen.

Stadtentwicklungsprozesse brauchen viel Geduld. Deshalb ist es wichtig, die Wünsche der hier Wohnenden und Arbeitenden immer wach zu halten. Und manchmal klappt es ja auch recht schnell: Die Position der Litfaßsäule an der Kreuzung Fuldastraße wurde von uns als sehr ungünstig für die Sichtbeziehung am Parkeingang erachtet. Nach kurzen Abstimmungen zwischen dem Bezirksamt und dem Betreiber wird die Säule nun, nur zwei Monate nach unserer Anregung, versetzt.

Planerische Gesamtkonzepte sind wichtig, aber meist sehr problematisch, wenn es an die Umsetzung geht. Die Gestaltung der Details ist deshalb mindestens ebenso wichtig – und stückchenweise etwas zu erreichen, ist auch schon ein Erfolg.

KS: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Gebiets um die Sonnenallee?
BG: Nord-Neukölln ist sehr dicht bebaut. Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, hier zu wohnen. Es gibt mehr Familien mit Kindern. Die Frage der Aufenthaltsqualität in den öffentlichen Räumen ist deshalb besonders wichtig. Wenn diese stimmt, fühlt man sich wohl und bleibt auch gerne in der Freizeit hier. Auch der Verkehr reduziert sich auf diese Weise. Wir sollten mit allen Maßnahmen darauf zielen, die Identität des Kiezes zu bewahren. Dafür braucht es Orte der Identifikation, die gepflegt werden müssen. Ein fehlender Bezug zum Kiez zeigt sich z. B. an den Autofahrern, die zurzeit die Grünfläche am Weichselplatz / Weigandufer zuparken.

Berlin ist ein Dorf. Es gibt nicht viele Städte, in denen so viele Verwaltungsebenen miteinander arbeiten müssen. Wir müssen bei unseren Projekten kleinteilig denken, sonst stoßen wir an unsere Grenzen. Es wäre schon schön, wenn wir bei der Wohnumfeld- und Straßengestaltung eine Qualität erreichen würden, bei der die Autos nicht alles dominieren. Es braucht besonders am Weichselplatz / Weigandufer andere Parkmöglichkeiten, damit das Ufer als Grünfläche respektiert wird.

Dinge sollten über den Moment hinaus gemeinsam weitergedacht werden. Die Ängste der Mitmenschen vor Veränderungen müssen respektiert werden, aber es kann nicht sein, deshalb Wohnumfeldverbesserungen zu unterlassen.

Es fehlt bisher eine vernünftige Verkehrsplanung für das gesamte Gebiet. Man sollte untersuchen, wieviel Autos das Gebiet überhaupt verträgt und dann die Planung darauf ausrichten.

KS: Was sind Ihre kommenden Projekte?
BG: Derzeitiger Schwerpunkt ist die Neugestaltung des Weigandufers. Die nächsten Planungen werden die Neugestaltung des Wildenbruchplatzes entlang des Kanalufers und die Umgestaltung der Elbestraße betreffen. Diese war früher eine alte Baumallee mit Promenade. Leider ist dort heute alles zugeparkt.

KS: Wen können Sie im Beteiligungsgremium noch gut gebrauchen?
BG: Wir freuen uns über engagierte und am Kiez interessierte Menschen – am besten mit viel Zeit, Kompromissfähigkeit und viel gutem Willen.

Interview: Stephanie Otto