Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #10 – 2023, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand November 2023

Vorstudie Weichselstraße

Drei Varianten für die Umgestaltung

Die Weichselstraße gehört zu den Straßen mit einem besonderen Erneuerungsbedarf im Sanierungsgebiet, da sie derzeit einen schlechten baulichen Zustand aufweist und weder die Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllt, noch mit dem Rad gut befahrbar ist.

Weichselstraße

Die Weichselstraße im Kreuzungsbereich Donaustraße

Auf Grundlage einer 2022 erfolgten ersten groben Bestandsaufnahme und der Formulierung von Maßnahmezielen in Form eines so genannten Steckbriefs wurde im Frühjahr 2023 vom Bezirk Neukölln die Erstellung einer Vorstudie ausgeschrieben. Beauftragt wurde das Ingenieurbüro Ramboll mit Henning Larsen Landscape, dessen Aufgabe es war, anhand von drei Gestaltungsvarianten die Zielstellung und den Umfang möglicher Maßnahmen zur Umgestaltung der Weichselstraße zu prüfen. Die Weichselstraße soll dabei vor allem für den Fahrradverkehr attraktiv werden. Darüber hinaus sollen die Aufenthaltsqualität, die Verkehrssicherheit und die Barrierefreiheit verbessert werden. Zusätzlich ist die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen vorgesehen.

Drei Gestaltungsprinzipien für die Straßenabschnitte der Weichselstraße

Gestaltungsprinzipien

Die Vorstudie untersucht die Weichselstraße von der Karl-Marx- bis zur Pflügerstraße (570 m Länge, ca. 12.000 m2 Fläche). Der Abschnitt nördlich davon wurde bereits 2016 im Zuge der Umgestaltung des Weichselplatzes erneuert. Ebenso ausgenommen sind die Kreuzungsbereiche mit der Karl-Marx-, der Donau-, der Weser- und der Pflügerstraße (Weigandufer), die mit Städtebaufördermitteln in den letzten Jahren umgebaut worden sind. Der Kreuzungsbereich Sonnenallee ist als gesonderte Problematik ebenfalls nicht Bestandteil der Studie. Die untersuchten Varianten sind jeweils in die drei Abschnitte Nord (Pflüger- bis Weserstraße), Mitte (Weserstraße bis Sonnenallee) und Süd (Sonnenallee bis Karl-Marx-Straße) gegliedert. Allen drei Varianten gemeinsam ist, dass sich die Anzahl der Kfz-Stellplätze deutlich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, reduziert. Der gewonnene Platz soll stattdessen für Regenwasserversickerungsflächen, Abstellflächen für Fahrräder und bauliche Maßnahmen zur Erhöhung der Barrierefreiheit und der sicheren Querung für den Fußverkehr genutzt werden. Der vorhandene Baumbestand bleibt vollständig erhalten und wird durch Neupflanzungen ergänzt. In allen Varianten wird die Fahrbahn im Kreuzungsbereich Ossastraße auf Gehwegniveau angehoben, um die Einfahrgeschwindigkeit in die Weichselstraße zu reduzieren.

Variante 1: Fahrradstraße

Weichselstr Prinzip Fahrradstraße

In dieser Variante wird die Einrichtung und Gestaltung einer durchgängigen Fahrradstraße untersucht, auf der für Anlieger-­Kfz die Befahrung weiterhin gestattet ist. Diese Variante wird somit am besten der Tatsache gerecht, dass die Weichselstraße nördlich der Donaustraße eine Ergänzungsroute im Berliner Radverkehrsnetz ist. Vorgesehen ist u. a. der Einbau von Fahrbahnanhebungen mit fahrradfreundlichen Rampen – um zu verhindern, dass die zugelassene Höchstgeschwindigkeit überschritten wird. In bestimmten Bereichen der Straße dienen diese Fahrbahnanhebungen auch dazu, die Querungsmöglichkeiten für den Fußverkehr zu verbessern. Ein Teil der verbliebenen Kfz-Parkstreifen wird tagsüber als Ladezonen für den Lieferverkehr ausgewiesen. Beiderseits der Fahrbahn sieht das Konzept umfangreiche Grünstreifen vor, die als Regenwasserversickerungsflächen genutzt werden. In dieser Variante können besonders gut vorhandene Materialien, wie zum Beispiel das Großsteinpflaster, wiederverwendet werden.

Variante 2: Fahrradstraße und Fußgängerzone

Weichselstraße Prinzip Fussgängerzone

Diese Variante sieht nur zwischen Pflügerstraße und Sonnenallee den Umbau zur Fahrradstraße wie in Variante 1 vor. Der südliche Bereich weiter bis zur Karl-Marx-Straße wird zur Fußgängerzone umgestaltet, die in Schrittgeschwindigkeit auch vom Radverkehr und zu ausgewiesenen Zeiten vom motorisierten Liefer- und Ladeverkehr sowie zu den Grundstücken befahren werden darf. Der Straßenraum kann bei diesem Gestaltungsprinzip vorwiegend für Aufenthaltszwecke und Grünflächen genutzt werden. Dazu gehören beispielsweise mehr Sitzbänke oder auch Flächen für Gastronomie. Bestandsbäume und Neupflanzungen (Bäume und Stauden) würden in die Anlage neuer Versickerungsmulden für das Regenwasser integriert.

Variante 3: Fußgänger- und verkehrsberuhigte Zone

Weichselstr Prinzip Verkehrsberuhigt

Diese Variante legt durchgängig ihren Schwerpunkt auf die Förderung des Fußverkehrs. Sie sieht einen Umbau der Weichselstraße zur Fußgängerzone wie in Variante 2 vor – jedoch über den südlichen Bereich hinaus bis zur Weserstraße, um auch im mittleren Straßenbereich mehr Grün- und Aufenthaltsflächen zu schaffen. Im nördlichen Bereich entsteht bis zum Weichselplatz ein verkehrsberuhigter Bereich. Dort ist der Kfz- und Fahrradverkehr in Schrittgeschwindigkeit weiterhin erlaubt, ebenso das Parken von Kfz in gekennzeichneten Bereichen. Die Nutzung der Straße als Quartiersraum für Spiel und Begegnung genießt jedoch Vorrang; für Kinderspiel sind z. B. dauerhafte Hüpfspielmarkierungen möglich. In dieser Variante ist somit die gesamte Weichselstraße für den Fahrradverkehr nur in Schrittgeschwindigkeit befahrbar.

Zu den Ergebnissen der Vorstudie findet aktuell ein öffentliches Beteiligungsverfahren statt, das bei Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen war. Im Anschluss daran werden die eingegangenen Hinweise vom Fachbereich Stadtplanung gemeinsam mit dem Straßen- und Grünflächenamt fachlich ausgewertet und abgewogen. Dies bildet die Grundlage für die Entscheidung über den Umfang und die abschließende Zielrichtung der Umbaumaßnahmen. Mit dem Fördermittelgeber, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, muss auf der Grundlage der vom Bezirk bevorzugten Konzeptalternative die Möglichkeit der Finanzierung durch die Städtebauförderung abgestimmt werden. Ist die Finanzierung gesichert, kann voraussichtlich 2025 die konkrete Entwurfsplanung beginnen. Deren Erarbeitung wird erneut mit einem öffentlichen Beteiligungsverfahren verbunden sein.

Die Ergebnisse der Vorstudie wurden auf einer öffentlichen Veranstaltung am 22. November 2023 präsentiert und zur Diskussion gestellt; bis zum 7. Dezember 2023 können Anregungen und Kritik auch digital über das Beteiligungsportal meinBerlin eingebracht werden. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite des Sanierungsgebiets www.kms-sonne.de/projekte/weichselstrasse. Hier informieren wir Sie voraussichtlich ab Anfang 2024 auch über die Ergebnisse der fachlichen Abwägung der eingegangenen Hinweise.
Stephanie Otto, Alexander Tölle, Torsten Kasat