Dies ist ein Artikel ist aus dem KARLSON #11 – 2024, der Zeitung für das Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee.

Stand November 2024

Jugend Raum geben

Neubau der Jugendeinrichtung Blueberry ist eröffnet

Am 13. September 2024 wurde der Neubau des Kinder- und Jugendtreffs „Blueberry“, ehemals „Blueberry Inn“, in der Reuterstraße 9-10 feierlich eröffnet. Eröffnungsreden hielten Stephan Machulik (Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz) und Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Die Bezirksstadträtinnen Karin Korte (Bildung, Kultur und Sport), Sarah Nagel (Jugend) und Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr) meldeten sich in einer von zwei Jugendlichen geführten Podiumsdiskussion zu Wort. Trotz eines regnerischen Freitagnachmittags fiel die Einweihungsfeier sehr gut besucht aus. Die hohe Besucherzahl und der große Andrang auf den angrenzenden Spielflächen zeigten, wie groß die Vorfreude auf das neue Kinder- und Jugendangebot ist.

Blueberry

Eröffnung des Neubaus und der Außenanlagen

Das im Jahr 2007 errichtete Bestandsgebäude, das in Gedenken an einen verstorbenen Sozialarbeiter nun den Namen „Rahim-Yildirim-Haus“ trägt, war lange Zeit der einzige Treffpunkt für Kinder und Jugendliche im Quartier. Mit einer Fläche von 40 Quadratmeter und einer Besucherfrequenz von bis zu 80 Kindern pro Tag stieß es jedoch stark an seine Grenzen. Mit dem zusätzlichen Neubau und den neuen Außenanlagen kommt man dem dringend benötigten zusätzlichen Angebot an Jugend- und Sozialeinrichtungen nun endlich nach.

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Blick auf die neue Dachterrasse (Foto © Partner und Partner Architekten)

Das neue Gebäude soll als generationsübergreifender Lern- und Spieleort dienen und gilt damit als „Leuchtturmprojekt mit Synergie­effekten“, wie Karin Korte bei der Eröffnung mitteilte. Zusätzlich zur Jugend- und Sozialarbeit des gemeinnützigen Trägers Out­reach wird es ein Angebot an Kursen der Volkshochschule sowie der Helene-Nathan-Bibliothek geben. Diese richten sich nicht nur an Kinder- und Jugendliche, sondern auch an Erwachsene. So besteht für Erwachsene beispielsweise die Möglichkeit, vormittags einen Sprachkurs zu besuchen, während Schulkinder nachmittags Nachhilfe und Unterstützung bei Hausaufgaben sowie anderen schulischen Bedarfen in Anspruch nehmen können. Darüber hinaus können Kinder und Jugendliche weiterhin vor Ort – ohne Anmeldung und kostenlos – zahlreiche Freizeitangebote wahrnehmen, die vor allem dem Erlernen von Teamfähigkeit, Fairness sowie dem Umgang mit Regeln dienen sollen. Neben den täglichen Angeboten des gemeinwohlorientierten Trägers Out­reach kommen regelmäßige projektorientierte Angebote hinzu, die in partizipativen Prozessen von den Kindern mitbestimmt werden. Deren Spannbreite reicht von Bewegungs- und geschlechtersensiblen Angeboten über Selbstverteidigungskurse, bis hin zu Ausflügen und Reisen. Das Bestandsgebäude ist nach der Sanierung für die Betreuung Jugendlicher ab 14 Jahren vorgesehen.

Nicht nur das soziale, sondern auch das neu geschaffene physische Angebot lässt eine Nutzung durch unterschiedliche Altersgruppen zu. Das Erdgeschoss des Neubaus verfügt über einen Bewegungsraum, einen Raum für digitale und analoge Spiele, eine Küche, in der auch gemeinsam mit den Jugendlichen gekocht wird, sowie einen halböffentlichen Garten, der ausschließlich über das neue Gebäude betreten werden kann. Damit stellt der neue Garten, als Teil des pädagogischen Konzepts, einen geschützten Außenbereich für die Kinder und Jugendlichen des Blueberry’s dar. In diesem befindet sich außerdem der „Vulkangarten“, ein aus einem Wettbewerb hervorgegangenes Kunst-am-Bau-Projekt der Künstlerin Valeska Peschke. Im zweiten Stockwerk des Gebäudes sind zudem eine Terrasse, ein Mädchenraum sowie zwei große Kursräume untergebracht.

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Die Fluchttreppe verbindet die Dachterrasse mit dem halböffentlichen Garten (Foto © Partner und Partner Architekten)

Im Außenbereich erstrahlt der sanierte Fußballplatz, der mit einem Spielbereich für jüngere Kinder erweitert wurde, in neuem Licht sowie leuchtend blauer Farbe. Mit der Eröffnung des Calisthenics-Parks an der Reuterstraße Ende November 2024 wird ein zusätzliches Angebot für ältere Sportbegeisterte geschaffen. Gemeinsam mit der bereits 2022 eröffneten Spieleskulptur „Seemannsgarn“ sowie dem Kleinkinderspiel „Strandgut“ (an Stelle des ehemaligen „Käpt’n-Blaubär-Spielplatzes“) stehen nun somit zahlreiche neue Spiel- und Sportflächen für unterschiedliche Nutzergruppen zur Verfügung.

Zeitgleich mit dem Calisthenics-Park wird auch das sanierte Bestandsgebäude eröffnet. Mit deren Fertigstellung ist auch der letzte Bauabschnitt abgeschlossen. Die Gesamtkosten für Gebäude und Außenanlagen belaufen sich nach Fertigstellung der Außenanlagen auf rund 5,7 Millionen Euro. Der Neubau wurde aus dem Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt” gefördert.

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Spieleskulptur „Seemannsgarn“ und dahinterliegendes Bestandsgebäude (Foto © Susanne Tessa Müller)

Geplant wurde das Projekt von der Bietergemeinschaft Partner und Partner Architektur (Neubau) und JUCA Architektur + Landschaftsarchitektur (Außenanlagen). Ihr Entwurf ging aus einem 2018 durchgeführten Auswahlverfahren als Sieger hervor. Beim Entwurf wurde besonderer Wert auf eine nachhaltige Bauweise und die Auswahl langlebiger Materialien gelegt, um eine hohe Beständigkeit zu gewährleisten. Der Neubau wurde bis auf den aussteifenden Kern und die Bodenplatte vollständig aus Holz errichtet. Darüber hinaus war es den Planenden wichtig, auf die Gegebenheiten des bestehenden Ortes einzugehen. So setzt sich beispielsweise das vom ehemaligen „Käpt’n-Blaubär-Spielplatz“ ausgehende Thema Wasser in der blauen Farbgebung der Spielgeräte, der Spielflächen und der Holzfassade des Neubaus eindrucksvoll fort.

Apropos Wasser: Wer sich bereits über die unterschiedlichen Namensgebungen „Blueberry Inn“ und „Blueberry“ gewundert hat, darf über folgende Erklärung schmunzeln: Das Wort „Inn“ spielte auf den Rückzugsort des Käpt’n Blaubärs an, das sich unter der jungen Nutzergruppe jedoch nicht durchgesetzt hat – „die Jugendlichen gehen ins Blueberry“, stellt Sozialarbeiter Michael Thoma fest. Aus diesem Grund hat man das „Inn“ aus dem Namen wieder herausrausgenommen, wie am Schriftzug des Neubaus zu erkennen ist.

Carolina Crijns

Weitere geplante soziale Einrichtungen

Das Blueberry liegt im Gebäudeblock 77 zwischen Karl-Marx-Straße und Reuterstraße, für den bereits 2015 ein Entwicklungskonzept ausgearbeitet wurde, um dem dringenden Bedarf an Kinder-, Jugend- und Familieneinrichtungen im dicht bebauten Zentrumsbereich nachzukommen. Um ausreichend öffentliche Bauflächen für die Entwicklung zu sichern, wurden ein Bebauungsplan aufgestellt und zwei Grundstücke mit Städtebauförderungsmitteln vom Land Berlin erworben. In der Baulücke an der Karl-Marx-Straße ist die Errichtung einer Kinder- und Familieneinrichtung geplant. Derzeit werden die Grundlagen für die konkrete Entwurfsplanung erarbeitet.